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Hof ter Hille und Dünenabtei

Im Jahr 1342 kaufte die Zisterzienserabtei Ten Duinen von dem französischen Adligen Ferri de Picquigny einen ‚Hof‘, der nach 1600 ‚Hof ter Hille‘ genannt wurde. Dieser wuchs auf 77 ha an, verlor aber später die Hälfte davon an ‚de Labeure‘. Die Abtei Koksijde richtete beide Höfe als Pachthöfe ein.

Hof ter Hille hat sehr unter den vielen Kriegen gelitten. Ende des 16. Jahrhunderts und während der französisch-spanischen Kriege (1635-1713) wurde das Gehöft mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. In der Regel handelte es sich um einen gemischten Betrieb, der sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf Deckhengste spezialisierte. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts waren die aufeinander folgenden Pächter durch Heirat miteinander verbunden.

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Hof ter Hille (Karte mit Norden unten) um 1645 (Grootseminarie in Brügge).

Maueranker ‚1698' an der Fassade verraten einen der vielen Wiederaufbauten nach Kriegen (Foto Gemeinde Koksijde)


Von einem Wassergraben umgebenes Gehöft

Das Gehöft geht mindestens auf das 13. Jahrhundert zurück, doch gibt es erste ab dem 14. Jahrhundert historische Informationen. Um das Gehöft herum befand sich ein fast 2,5 m tiefer und 11 m breiter Graben, der auf den Status des Bewohners hinweist. Wie bei Ten Bogaerde, einem anderen Abteigehöft in Koksijde, verschaffte ein imposantes Torhaus Zugang zum Gelände mit dem Wohnhaus und den Wirtschaftsgebäuden.

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Die Wirtschaftsgebäude und der Gemüsegarten innerhalb des Wassergrabens, 1709 (Grootseminarie in Brügge).

 

Die Archäologie förderte Gebrauchsgegenstände sowie einen ‚Kolfslof‘ (Schlägerkopf, 16. Jahrhundert) zutage, den Vorläufer des Golfschlägers. Gegessen wurden Fisch und Kaninchen. Der Bauer hielt Pferde, Rinder und Schafe und baute neben Leinsamen und Hanf auch Getreide an. Der Gemüsegarten lieferte Gemüse, Kräuter und Gewürze wie Koriander.

Kerzenhalter aus dem Graben beim Tor und ‚Kolfslof‘ aus einem Brunnen beim Haus (Koll. Koksijde, Fotos VEC).


Das Wohnhaus

In den Rechnungen über die Dünenabtei wird der Bau eines neuen Hauses um 1641-1644 erwähnt. Aus dieser Zeit stammen die Außenwände, das Wohnzimmer mit seinen Eichenbalken und Kellerraum mit einer Aufkammer.  Das Bauernpaar schlief gewöhnlich in dieser Aufkammer.

 

Unmittelbar danach wurde die Region zum Schauplatz von Kriegswirren. Die Pächter mussten mehrmals für Reparaturen oder Renovierungen aufkommen. Die Maueranker an der Westfassade weisen auf gründliche Reparaturen im Jahr 1698 hin. Die schöne Dachkonstruktion aus Ulmenholz stammt aus dieser Zeit. Um 1800 wurde die Küche renoviert und mit Balken aus Kiefernholz versehen. Die Holztreppe zur Aufkammer stammt aus dem Jahr 1819.

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Querschnitt durch das Bauernhaus (Archiv A. Verdonck).

Aus ca. 1645: Balken im Wohnzimmer und Waschbecken im Halbparterre-Kellergeschoss (Fotos Abteimuseum Ten Duinen und Gemeinde Koksijde). 


Seit der Französischen Revolution

Die französischen Revolutionäre schafften die Dünenabtei 1796 ab, aber die Dünenherren konnten den Hof ter Hille zurückerwerben. Im Jahr 1821 mussten sie es an die Adelsfamilie van Zuylen van Nyevelt aus Brügge verkaufen. All dies hatte kaum Auswirkungen auf die Pächter, die Familie Desmedt, die dort weiterhin Landwirtschaft betrieb und lebte. Dann kamen die Familien Florizoone und Depotter.

Im Jahr 1919 versteigerte die Familie van Zuylen van Nyevelt den Hof ter Hille. Jules Nollet aus Wulpen, Schwiegersohn von Henri Depotter, konnte das Gehöft und einen Teil des Landes kaufen. Er begann mit Renovierungen und Modernisierungen, Maschinen ersetzten Personal und Pferde.

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Familienfoto vor dem Wohnhaus, ca. 1950 (Privatsammlung).

Panoramablick auf den Hof ter Hille im Jahr 2006 (Foto Abteimuseum Ten Duinen).


Die Backstube

Bauernhöfe hatten oft eine eigene Backstube, die aus Gründen der Brandgefahr von den anderen Gebäuden getrennt war. Auf dem Hof ter Hille entstand um 1890 eine neue Backstube, die auf dem alten Graben, der das Gehöft umgab, errichtet wurde. Sie besteht aus einem Backofen über einem Lüftungstunnel, der das Gebäude vor aufsteigender Feuchtigkeit schützt. Mit einem ziemlich großen Vorderhaus. Ein halbes Jahrhundert später wurde ein WC an die Backstube angebaut.

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Wie das Wohnhaus ist auch die Backstube nicht als Denkmal geschützt. Bei den Renovierungsarbeiten für Golf ter Hille wurde es teilweise erhalten. Eine Glaskonstruktion verbindet es nun mit dem Hauptgebäude aus dem 17. Jahrhundert.

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Die Backstube (Archiv A. Verdonck).


Vom Bauernhof zum Clubhaus

Im Jahr 2000 ergriff die Gemeinde Koksijde die Initiative zur Entwicklung eines Golfplatzes. Ab 2006 erwarb sie den Hof ter Hille und das umliegende Land. Der Golfarchitekt Jeremy Pern hat den Platz mit Rücksicht auf die Wirtschaftlichkeit, die natürliche Umgebung und die Landschaft entworfen. Dies wird auch historisch angegangen, und so wurde der jahrhundertealte Hof ter Hille integriert.

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Hof ter Hille, das historische Zentrum des neuen Golfplatzes (Foto J.L. Derenette).

Das Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert wurde in ein funktionelles Clubhaus umgewandelt. Die Backstube wurde daran angeschlossen. Historische Merkmale wie der ‚Teufelsbrunnen‘ und der zickzackförmige Hazebeek blieben in der Landschaft erhalten. Und die neuen Gebäude entsprechen dem landwirtschaftlichen Charakter vergangener Zeiten.

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Restaurierung des Bauernhauses und der Backstube (Foto der Gemeinde Koksijde).